Nach meinem letzten Blogartikel über Schatten, wie man ihn erkennt und vor allem, wie man Frieden mit ihm schließt, möchte ich mich heute einem anderen Aspekt der zwischenmenschlichen Aspekte widmen und zwar dem Spiegel.
Der Spiegel ist zweifelsohne einer der wichtigsten Punkte, die einem auch bewusst sein sollten, wenn es um Liebe geht!
Ist man sich des Spiegels, des Schattens und der Projektion (Blog wird folgen) bewusst, so werden einem sämtliche zwischenmenschlichen Beziehungen und auch ihre damit eventuell verbundenen Emotionen und Konflikte klar.
Es schwindet vielleicht ein wenig die romantische Vorstellung einer Beziehung und was Liebe denn alles sein könnte und dich, lieber Leser, muss ich vorwarnen, denn was ich gleich schreiben werde, könnte etwas desillusionierend auf dich wirken, solltest du zu der romantischen Sorte der Menschen gehören, die an die ewige, romantische Liebe glauben.
Wenn wir uns in unser Gegenüber verlieben, verlieben wir uns im Endeffekt vor allem in eines: in uns selbst.
WAS? Soll das etwa heißen, wir sind alle narzisstisch veranlagt?
Irgendwie ja. Kennst du das Sprichwort: „Gleich und gleich gesellt sich gern?“ Genau nach dem Motto gehen wir vor. Wir spiegeln uns im anderen und finden ihn sofort unwiderstehlich. In Wahrheit sind wir es aber selbst, die oder den wir unwiderstehlich finden. Ganz schön selbstverliebt, nicht wahr? Ich weiß schon, was dir auf der Zunge brennt: Das stimmt ja gar nicht! Mein Partner ist ja ganz anders als ich!
Erinnerst du dich an meinen Blog vom Schatten? – Hier hast du also bereits deine Antwort.
Und dazu auch gleich den nächsten (abgedroschenen) Spruch: „Gegensätze ziehen sich an.“
Zufrieden? Du kannst es drehen und wenden, wie du willst. In deinem Partner erkennst du im Endeffekt immer dich selbst – bzw. deine Persölichkeitsanteile. Seien es deine aktiv gelebten oder deine unterdrückten. Wäre dem nicht so, wäre dir die Person schlicht schnurzpiepegal.
Meistens neigen wir dazu in der ersten Phase vor allem die Anteile besonders attraktiv zu finden, die mit unseren deckungsgleich sind, sprich unser Spiegelbild. Gleiches Essen, gleiche Filme, gleicher Musikgeschmack, ähnliche Hobbies. Ist es nicht so, dass bei den ersten Dates mal abgecheckt wird, was für „matches“ man nicht hat? Kaum wird die Operngängerin sich mit dem Heavy-Metal-Typen sich über Musik unterhalten und sich dabei unsterblich in ihn verlieben. Es sei denn, sie hat eine absolut unterdrückte Neigung (Schatten) und die Opern hängen ihr vielleicht eh schon seit Jahren zum Hals raus und waren lediglich Teil des familiären Pflichtprogramms.
Denn es kannn vorkommen, dass der Partner in uns Anteile weckt oder hervorholt, die wir gar nicht glaubten zu besitzen. Wir bemerken davon vorerst noch gar nichts. Und dann: BÄM! Ich habe immer wieder Kunden in meiner Praxis, die mit fürchterlichem Liebeskummer zu kämpfen haben oder nach Trennungen völlig traumatisiert sind. Bei manchen sitzt der Schmerz unfassbar tief und sie haben das Gefühl nie wieder vertrauen oder sich verlieben zu können. Was aber auffallend ist, ist die Tatsache, dass jene, die besonders unter einer Trennung zu leiden haben, meistens auch ein minder ausgeprägtes Selbstbewusstsein an den Tag legen. Und ich meine damit die Tatsache, dass sie sich ihrer nicht bewusst sind im wahrsten Sinne des Wortes. Dass ihnen gar nicht bewusst ist, dass sie, wenn der Partner geht, ihre EIGENEN Anteile gar nicht verlieren, sondern behalten dürfen.
Klingt kryptisch?
Oft haben wir bei Trennungen das Gefühl, wir würden die Person vermissen, den Menschen, bzw. ohne den Partner nicht sein wollen oder können. Das mag auf den ersten Blick auch stimmen.
Bedenkt man, dass der andere das aber nicht will und betrachtet man das mal rein kognitiv, KANN man die Person ja eigentlich nicht wollen. Mit jemandem zusammen sein, der einen nicht will, nicht liebt oder gar schlimmer noch, einen ablehnt... oder?
Was ist es dann, woran man hängt? Man hängt an Erinnerungen, an Emotionen, an Gefühlen, die entstanden sind in der Zeit, die man gemeinsam erlebt hat.
Wirst du dir nun aber dessen bewusst, dass es DEINE Gefühle waren, DEINE Emotionen, DEINE Erlebnisse, ... DU hast sie erlebt, was du gefühlt hast, ist in DIR entstanden, unter deiner Verantwortung, deiner „Aufsicht“ sozusagen. So bist du dir gleich sehr viel mehr deiner selbst bewusst. Der andere war eventuell dein Spiegel. Er hat mit dir gefühlt, er war da, er hat dasselbe empfunden.
Aber das Gefühl war dennoch DEINES!
Und das Schöne an der Sache ist: niemand kann oder wird es dir jemals nehmen!
Sei dir einer Tatsache bewusst: DU hast es entstehen lassen, in dir! Es gehört dir und du kannst es jederzeit wieder haben, wenn du es möchtest und wenn du es zulässt.
Es muss dir „nur“ bewusst werden, dass DU es bist, die/der die alleinige Verantwortung trägt, für die Emotionen und die Gefühle, die du hast oder nicht hast, und niemand sonst.
Wenn dich dein Partner verlässt, verabschiede dich dankbar für die schöne gemeinsame Zeit. Benutze ihn keinesfalls um dir mit der Trennung selbst noch länger weh zu tun.
Überlege dir, wo er dein Spiegel war, denn der Abschied vom Spiegel ist meist das, was wir als schmerzhaft empfinden und was uns Angst macht. Oft sind es auch die Anteile, die wir in uns tragen aber nicht ausleben, die der andere repräsentiert, von denen der Abschied so schwer fällt. Sei dir bewusst, dass du im Anderen meistens DICH gefunden hast!
Frag dich, ob du dich wirklich vor dir selbst verabschieden musst? Die Antwort ist definitiv: „Nein!“
Viele suchen sich innerhalb der nächsten paar Tage bereits den nächsten Partner um sich möglichst schnell wieder spiegeln zu dürfen.
Der Spiegel vermittelt auch Sicherheit. „Wenn ich mich im anderen spiegle, kann ich ja nicht so schlecht sein“ flüstert die Stimme aus dem Unterbewusstsein....
Es fehlt nur dann die Auseinandersetzung mit einem selbst.
Trotz Trennung: Ist es nicht so, dass du dankbar sein kannst, diese Anteile gefunden zu haben? Vielleicht waren sie dir vor der Partnerschaft, vor dem Zusammentreffen gar nicht bewusst? Beleuchte mal genau, welche Anteile der andere in dir geweckt hat oder noch immer weckt.
Eines ist gewiss:
Wenn du dich erst mal gefunden hast, darfst du dich für immer behalten.
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