Wie aus Kränkung Selbstliebe wird...

Bild von Arun Sharma
Bild von Arun Sharma

Oft fühlen wir uns gekränkt, weil uns Menschen, die wir sehr gerne haben in unseren Augen "falsch" sehen. Sie reduzieren uns oft auf Etwas, was wir nicht sind, sehen in uns jemanden, der wir nicht sein wollen und so kommt es dazu, dass wir uns ausgenutzt fühlen und es vielleicht sogar werden. Umgekehrt kann es sein, dass wir diese Person sehr gern haben, oft sogar lieben und es entsteht ein fürchterliches Ungleichgewicht in Geben und Nehmen, welches verletzt und schmerzt.

Wir versuchen oft verzweifelt unseren Standpunkt klar zu machen, kämpfen um unseren Wert, den wir vergebens versuchen dem anderen zu zeigen, indem wir uns verbiegen, versuchen ihm klar zu machen, dass wir es wert sind als Ganzes betrachtet zu werden und nicht reduziert auf einzelne Bereiche. Wir fühlen schmerzvoll die Rosinen, die sich der andere aus unserem Kuchen pickt und uns als zerbröckelten Bröselhaufen dann allzu gerne zurücklässt.

Und jedes mal reicht es nicht, egal wie wir uns auch anstrengen mögen. Jedes mal – egal wie sehr wir es versuchen, scheitern wir wieder. Das Gegenüber wird und wird den Wert, den wir versuchen zu demostrieren, zu erarbeiten, zu erkämpfen, einfach nicht sehen, nicht erkennen und ihn somit uns auch nicht geben. Und somit bleiben wir jedes Mal ein wenig mehr und stärker verletzt zurück, egal wie sehr wir uns bemühen, egal wie sehr wir uns anstrengen, wir verlieren - statt dass wir gewinnen - ganz vorneweg vor allem eins: unseren Selbstwert.

Doch wie kann man aus dieser Abwärtsspirale aussteigen? Wie kann man sie verlassen, bevor sie einen komplett hinabzieht in eine mittlere Depression, gepaart mit echtem Selbstzweifeln und gebrochenem Herzen?

Die tatsächliche Erleuchtung – und ich schreibe das ganz bewusst so spirituell – liegt in der Erkenntnis, dass der Wert, den dir jemand gibt, immer auch der Wert ist, den derjenige sich selbst gibt. Wenn dich jemand reduziert auf etwas, wenn dich jemand runter macht, wenn dich jemand nicht offen und frei lieben kann, dann ist es genau das, was er sich selbst zugesteht und selbst gibt. Es ist niemals DEIN Wert, es ist niemals DEIN Gefühl, welches du annehmen sollst, denn es ist ausschließlich seines. Und genau dort sollst du es auch belassen, bei ihm, deinem Gegenüber. Es ist wie ein "Geschenk", welches man dir anbietet, du aber dankend ablehnst, weil es dir nicht gefällt, oder weil es dir nicht passt.

Wenn dein Gegenüber nicht fähig ist, frei und aufrichtig dir seine Liebe zu gestehen, dann weil es eben nicht fähig ist aufrichtig und frei zu lieben, das hat aber niemals mit deinem Wert zu tun oder gar mit dem was du verdienst oder eben nicht verdienst! Wenn derjenige statt dessen aber von dir „dies oder das“ jederzeit in Anspruch nehmen will, dann überlege doch mal, was für eine Persönlichkeit sich dahinter verbirgt. Lege die rosarote Brille ab und schau genau hin. Was ist das für ein Mensch?

Und:

Wo ist denn deine Selbstliebe, dein Respekt vor dir selbst, wenn du mit dir so umgehst, dass du glaubst, dienen zu müssen um überhaupt Liebe empfangen zu dürfen? Und wo bleibt dann deine Selbstliebe, dass du nicht sofort das Weite suchst, wenn dein Gegenüber mit der größten Selbstverständlichkeit sich deiner bedient, aber dir gegenüber sein Herz verschließt? Das ist wie einkaufen ohne Geld, shoppen ohne Kreditkarte. Du bist kein Geschäft, in das man gehen kann und sich bedienen, ohne zu zahlen.

Ich will damit nicht sagen, dass du für alles eine Gegenleistung verlangen sollst. Ich will damit sagen, dass du dir deines Wertes bewusst sein sollst. Dass du dich nicht verschenken sollst, an Menschen, die deinen Wert nicht sehen, nicht erkennen und nicht bereit sind dafür zu „bezahlen“ und zwar in der einzig wahren und echten Währung, in der Währung der Liebe. Eigentlich will ich nur damit sagen, dass du dich gut fühlen sollst. Einfach nur gut fühlen. Punkt. Mehr nicht.

Jemand der von dir nur nimmt, jemand der sich deiner bedient, wie aus einem besseren Bauchladen, tut dies nur, weil du es ihm erlaubst.

Wenn jemand deinen Wert nicht erkennt, dir den Wert nicht gibt, der dir zusteht, dann tut er dies nur, weil du es ihm erlaubst.

Und was dabei unterm Strich herauskommt ist, dass du es nicht nur erlaubst, nein, du tust es selbst.

Du selbst nimmst an, was man dir entgegenstreckt, du nimmst an, was man dir vorschlägt und machst es damit zu deinem.

Du übernimmst kritiklos aber schmerzerfüllt die Entwertung, die man dir zukommen lässt und hängst dir den schweren Mantel der Selbstentwertung um, der dich erdrückt und dir den Atem raubt.

Ich könnte ewig weiter schreiben, aber alles läuft auf eines hinaus.

Du bist es im Endeffekt, der dich entwertet, niemals dein Gegenüber. Wenn dein Gegenüber deinen wahren Wert nicht erkennt, weil er ihn vielleicht nicht sehen kann oder nicht sehen will, dann ist das auch in seiner Verantwortung und dort darf und wird es auch bleiben. Mach es nicht zu deiner Geschichte.

Deine Verantwortung ist dir selbst die allumfassende Liebe zukommen zu lassen die du verdienst. Und das beinhaltet auch, dich von Menschen zu verabschieden, die dir nicht gut tun, die dich verletzen und die dir im Endeffekt schaden.

Werde dir bewusst, dass das was es oft so schwer macht, sich von Menschen zu trennen, die uns oft auch nur Schmerz gebracht haben, die eigene, investierte Liebe ist.

Aber Liebe ist unendlich. Jeder von uns trägt unendlich viel davon in sich. Nichts ist verloren und nichts ist falsch investiert. Sei niemals böse auf dich, dass du Liebe „in die falsche Person“ investiert hättest, denn das hast du nicht. Zu lieben kann niemals falsch sein.

Aber wähle in Zukunft weise und stelle eine Person in die erste Reihe, wenn du wieder beginnst deine Liebe zu verteilen: Dich.

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Kommentare: 1
  • #1

    Bruno (Freitag, 08 Februar 2019 18:07)

    Ich lese mit Begeisterung die Blogs. Sie machen oft nachdenklich, auch traurig, geben aber auch so viel Hoffnung und Kraft. Vielen Dank