Immer wieder stolpert man über Sprüche wie: „Willst du glücklich sein, dann sei es“, „Glück kann man nicht kaufen“, „Gib jedem Tag die Chance, der Schönste deines Lebens zu werden.“, „Jeder ist seines eigene Glückes Schmied.“
Immer wieder wird man mit Sprüchen konfrontiert, welche suggerieren, es sei wirklich so einfach, glücklich zu sein, es reiche lediglich die eigene Vorstellung und es liege ausschließlich in der eigenen Verantwortung.
Nun, dem ist auch so!
Unserem Hirn ist es schließlich ziemlich egal, ob wir etwas wirklich tun oder ob wir es nur denken!
Beweisen lässt sich das Ganze mit dem „Carpenter-Effekt“. Jeder kennt ein Pendel und man findet es faszinierend, wenn es beginnt auszuschlagen. Nun, es ist nur nichts Magisches dabei, das Pendel schlägt nicht von allein, sondern wird von minimalen, nicht sichtbaren Muskelkontraktionen angetrieben.
Den Effekt kann jeder selbst testen! Ein Pendel ist schnell selbst gebastelt. Aus einer Kette samt Anhänger oder – für die männlichen Leser – aus einer Beilagscheibe und einer Schnur. Den Ellenbogen gut aufstützen, die Hand mit leicht gebeugtem Handgelenk, und das Pendel am Ende der „Schnur“ zwischen Daumen und Zeigefinger halten.
Jetzt wirklich konzentriert „vor- zurück“ denken. Bei manchen hilft es, wenn sie „12 Uhr – 6 Uhr“ denken und schon bald wird sich das Pendel in Schwingung versetzen. Das Gleiche passiert mit „rechts-links“ bzw. „9 Uhr-3 Uhr“ und „im Uhrzeigersinn / Gegenuhrzeigersinn“.
Was hat dieser sogenannte Carpenter-Effekt aber nun mit dem Glück zu tun?
Wie schon erwähnt, unserem Gehirn ist es völlig egal, ob es etwas tatsächlich erlebt, oder nur in unserer Vorstellung. Jeder von uns hatte schon mal einen sehr luziden Traum, aus dem er/sie aufgewacht ist und es lange gebraucht hat, um wieder in die Realität zurück zu kommen, bis der „Verstand“ endlich wieder die Oberhand hatte.
Ebenso geht es auch umgekehrt. Man kann das Glück üben.
Wichtig dabei ist, dass das Glück auch sinnesspezifisch repräsentiert wird. Soll heißen, alle Sinne sollten angesprochen werden. Und das möglichst genau und äußerst intensiv.
Es klappt besonders gut, wenn du dir als erste Übung einen Moment ins Gedächtnis rufst, in dem du besonders glücklich warst. Wenn dir keiner ad hoc einfällt, dann ist es auch kein Problem. Es wird einfach ein Ort oder ein Gefühl entstehen, während du die Übung machst. Wenn du die Möglichkeit hast, dann schließe bei der Übung die Augen, das erleichtert sie am Anfang, wenn du noch nicht sehr geübt bist.
Dann gilt es alle Sinne spielen zu lassen. Visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch und sogar gustatorisch soll der Moment erfasst werden, denn je genauer wir uns mit unserem Glücksmoment befassen, umso klarer wird für unser Hirn, wie sich Glück anfühlt.
Stell dir vor deinem inneren Auge die Umgebung vor, die Farben, Formen, die du siehst, Oberflächen, Licht, Schatten, etc. Wenn du alles erfasst hast, stell dir vor, dein inneres Auge wäre eine Kamera und könnte alles noch ein wenig scharfer stellen, näher zoomen, intensiver darstellen. Dann höre genau hin, was du hören kannst, was dich glücklich macht. Musik, Stimmen, Vogelgezwitscher, ... Auch hier, stell dir vor, du hättest einen Regler und könntest alles lauter und klarer stellen, das Glück noch ein wenig höher schrauben. Überlege dann, was du fühlen kannst, wie das Wetter ist. Kannst du Wind fühlen auf den Härchen auf deiner Haut? Scheint die Sonne? Ist es warm, oder kühl? Und dann geh zu deinem Geruchssinn über. Der Geruchssinn ist derjenige, der oft unterschätzt wird, da er häufig unbewusst verwendet wird. Aber wir speichern Gerüche über Jahrzehnte und wenn wir denselben Geruch wieder wahrnehmen, tut sich plötzlich die Erinnerung auf. Darum verdient er auch besondere Beachtung. Überlege nun, was du riechen kannst, was dich besonders glücklich macht, ein Parfum, den Duft einer Blumenwiese, frisch geschnittenes Gras, den frischen Kirschkuchen, der gerade das Backrohr verlassen hat... Zu guter Letzt widme dich dem Geschmackssinn. Er hängt eng mit dem Geruchssinn zusammen. Überlege, ob und welchen Geschmack du wahrnehmen kannst, der dich besonders glücklich macht. Vielleicht ist es auch nur ein Geschmack auf deinen Lippen.
Wenn du alle Sinne durchgegangen bist und bei jedem einzelnen ganz klar das Glück im Fokus war, dann fühle in dich hinein. Du solltest nun das Glück fühlen können. Lass es wirken, vielleicht zaubert es sogar ein Lächeln auf deine Lippen.
Mit dieser Übung hast du gelernt, dass du jederzeit die Möglichkeit hast, ein Gefühl in dir zu produzieren.
Sei dir bewusst, welche Ressource dir damit zur Verfügung steht.
Selbstverständlich ist diese Übung einfacher, wenn wir gut gelaunt sind oder eine neutrale Grundhaltung haben. Es empfiehlt sich daher, mit der Übung zu beginnen, wenn die Ausgangslage nicht zu depressiv ist. Doch selbst dann kann die Übung die dunklen Wolken ein wenig lichten und mit ein wenig Übung gelingt es bestimmt, dass sie sich verziehen und dass, völlig unabhängig des Wetterberichtes, in unseren Herzen, wenn wir es wollen, die Sonne scheint.
Schönes Wochenende!
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