Ich möchte mich heute einem Thema widmen, welches wohl alle von uns früher oder später gestreift und mehr oder minder beeinflusst hat.
Lob und Rüge.
Jetzt ist bereits allgemein bekannt, dass Lob und Liebe die wissenschaftlich erwiesen besseren Motivatoren und Motoren sind als Strafe oder Rüge und doch....
Ein Beispiel:
Ein Kind kommt aus der Schule nach Hause, mit in der Schultasche: der heutige Mathematiktest.
16 Rechnungen. Die Korrektur: Es gab einen Stempel, fix fertig.
„Du hast leider __ Fehler“
Wie praktisch! Man braucht nur noch die Anzahl der Fehler einsetzen!
Ist doch toll, nicht wahr?
4 Rechnung waren falsch. Also wurde die Zahl „4“ in das leere Feld eingesetzt.
„Du hast leider 4 Fehler“
(die Fehler in den Rechnungen selbstverständlich in rot ausgebessert und auch die 4 wurde im warmen Rotton gehalten).
Es ist ein Beispiel, aber eigentlich ein Paradebeispiel. Eines! Doch wenn man diese Art der „Motivation“ oft genug wiederholt, kann dies Menschen zu Mentaltrainern und Therapeuten führen:
„Ich bin nicht genug!"
"Ich könnte mehr leisten!"
"Wenn ich mich nur noch mehr anstrengen würde!"
"Es geht schon noch mehr!"
"Ich neige eben ein wenig zum Perfektionismus!", etc.
Kommt Ihnen der eine oder andere Satz bekannt vor?
Getrieben von Kindesbeinen an, dass ihre Leistung nicht honoriert wurde im Sinne von:
„Bravo, du hast 12 Richtige von 16!“
Sondern der Focus auf den Mängeln lag.
„Du hast leider 4 Fehler.“
Die extrinsische Motivation sollte Lust auf Belohnung und nicht Angst vor Strafe sein. Lob verursacht in unserem Hirn eine Dopamin-Ausschüttung, d.h. das Belohnungszentrum wird aktiv. Und von dem wollen wir mehr. Denn es fühlt sich einfach „gut“ an.
Was passiert, wenn man auf "Fehler" aufmerksam macht?
„Falsch“ bedeutet Stress. Stress bedeutet Cortisol. Chronischer Stress bedeutet eventuell irgendwann Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, Schlafprobleme, Magenbeschwerden, Depression, bis hin zu Herzerkrankungen.
Selbstverständlich ist das alles jetzt überspitzt formuliert und betrifft sicher kaum ein Kind im Volksschulalter. Wird einem Kind gesagt: das ist falsch, wird es nicht gleich krank. Aber dieser Artikel könnte doch ein wenig zum Nachdenken anregen, ob man, wenn man Dinge anders formuliert, nicht weitreichenderen Erfolg zu verbuchen hätte.
Dies gilt für alle, die wir mit Kindern zu tun haben, egal ob als Eltern, Erzieher, Babysitter oder Spielkumpanen. Seien wir uns der Verantwortung bewusst und hinterfragen wir ruhig auch mal unser eigenes Selbstbild, wenn wir mal wieder unzufrieden mit uns sind.
Vielleicht sehen wir bei uns selbst allzu oft die „4 Falschen“ statt die „12 Richtigen“...
Kommentar schreiben
Carmen (Samstag, 11 März 2017 15:14)
Liebe Verena, bin da ganz bei Dir. Vielen Dank für Deinen Beitrag, es ist gut wenn man sich das wieder mal bewußt macht. und einfach achtsam ist mit seinen Worten.
Liebe Grüße
Carmen